Als Rollstuhlfahrer stellt Ihnen das Leben täglich neue Herausforderungen: Bauliche Unzulänglichkeiten, mangelnde Möglichkeiten zur gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe und Erschwernisse durch die körperliche Beeinträchtigung erfordern immer wieder Kraft, Zeit und persönlichen Einsatz. Der Rollstuhl soll dabei als Hilfsmittel Einschränkungen ausgleichen und Probleme beseitigen. Oft aber stellt die Beschaffung eines wirklich passenden Rollstuhls einen ganz eigenen Problemkreis dar, der nicht einfach zu durchschauen ist und ebenfalls viel Kraft und Eigeninitiative erfordert. Lassen Sie sich keinesfalls entmutigen! Es lohnt sich!
1. Werden Sie ,,Experte in eigener Sache"
Eines steht fest: Niemand kann Ihre eigenen Bedürfnisse aber auch Ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten besser einschätzen als Sie selbst. Zudem werden Sie immer wieder mit Menschen zu tun haben, die zwar im medizinisch-therapeutischen Umfeld arbeiten, die aber trotzdem keine Hilfsmittelexperten sind. Auch wenn Sie sich – gerade bei einer Erstversorgung – nicht besonders gerne mit dem Thema Rollstuhl auseinandersetzen wollen und Ihnen die Vielzahl der Möglichkeiten und Modelle verwirrend vorkommt: Je mehr Sie sich im Vorfeld informieren und je mehr Sie ausprobieren, um so leichter erobern Sie sich neue Freiräume und erleben Ihren Rollstuhl als gesundheitsfördernde Mobilitätshilfe und verlässlichen Wegbegleiter.
Nutzen Sie das Wissen und die Erfahrung Ihres Reha-Beraters oder wenden Sie sich direkt an die Hersteller. O4 bietet mit seinem Experience-Center und einem Netzwerk aus professionell geschulten Beratern zahlreiche Gelegenheiten, die Rollstühle von O4 Wheelchairs kennenzulernen und auszuprobieren. Sogar eine Testwoche mit dem Rollstuhl ist möglich. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen und Erfahrungen zu sammeln, dann wird Ihnen Ihr Rollstuhl Mobilität zurückgeben und Ihre Lebensqualität steigern.
Sie werden schnell sehen, dass das Angebot gar nicht so verwirrend, sondern gut strukturiert ist und dass sich die Rollstühle sehr individuell an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen lassen. Wichtig ist dabei eine gute Balance zu finden. Ein besonders leichter Rollstuhl wird in der Regel nicht nachträglich anpassbar sein. Ein besonders stabiler und starrer Rollstuhl wird sich oft weniger gut verladen lassen. Analysieren Sie Ihre persönliche Lebenssituation und das, was Sie tun oder tun wollen und passen Sie Ihr Hilfsmittel an Ihr Leben an und nicht Ihr Leben an das Hilfsmittel!
2. Stellen Sie Ihren Rollstuhl zusammen
Ideal ist ein Rollstuhl dann, wenn er Sie in allen Lebenssituationen gleich gut unterstützt. Daher sind die Sitzeigenschaften genau so wichtig wie die Fahreigenschaften. Denn Sie wollen ja nicht nur gut von Punkt A zu Punkt B gelangen, sondern beispielsweise auch Tätigkeiten im Haushalt, im Büro, am Schreibtisch, in der Küche oder im Geschäft ohne zusätzliche Belastungen durchführen können. Rollstühle lassen sich dazu in vielen Parametern wie der Sitzhöhe, der Sitzneigung, dem Winkel der Rückenlehne, der Höhe des Fußbrettes und des Rückenpolsters konfigurieren. Achten Sie darauf, möglichst aufrecht sitzen zu können – das erleichtert die Atmung, vergrößert das Sichtfeld und maximiert den Bewegungsradius der Arme. Ein dynamischer Sitz, wie ihn die Rollstühle von O4 bieten, unterstützt eine gesunde Sitzhaltung.
Nutzen Sie jede Gelegenheit, verschiedene Modelle auszuprobieren und lassen Sie sich die Einstellmöglichkeiten ausführlich erklären, bis Sie eine Kombination gefunden haben, die perfekt zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt.
O4 Wheelchairs bietet für diesen Schritt einen praktischen Konfigurator im Webshop an. Hier können Sie alle Werte eintragen und so Ihren persönlichen Rollstuhl konfigurieren. Später wird der Rollstuhl dann genau nach diesen Vorgaben gefertigt. Die gefundenen Werte sind aber auch bei der genauen Spezifikation des Rollstuhls gegenüber einem Kostenträger wichtig.
3. Die Verordnung
Um Zuschüsse oder eine Kostenerstattung für einen Rollstuhl von einem Kostenträger zu erhalten, muss eine medizinische Notwendigkeit gegeben sein. Die Notwendigkeit kann dabei jedoch auch nur vorübergehend, zeitweise oder situationsbedingt gegeben sein. Selbst wenn Sie also nicht dauerhaft einen Rollstuhl benötigen, sondern diesen nur für längere Strecken oder wenn sich die Erkrankung temporär besonders stark auf die Mobilität auswirkt nutzen, sind Sie in diesen Situationen auf ihn angewiesen. Aus dieser Notwendigkeit ergibt sich die Verordnung durch einen Arzt, der ein entsprechendes Rezept ausstellt.
Das Rezept ist dabei nicht nur der erste Schritt, sondern eine entscheidende Weiche auf dem Weg zum Hilfsmittel. Sollte Ihr Arzt versucht sein, lediglich das Wort ,,Rollstuhl" auf dem Rezept zu vermerken, weil er kein Hilfsmittelfachmann ist, greifen Sie ruhig ein. Denn ein Aktivrollstuhl ist etwas vollkommen anderes als ein Pflegerollstuhl oder ein Geriatrie-Rollstuhl. Je genauer bereits auf dem Rezept vermerkt ist, welche Art Rollstuhl mit welcher Ausstattung medizinisch notwendig ist, um so eher erhalten Sie Ihren Wunschrollstuhl und eine Kostenbewilligung. Ihr Arzt darf natürlich keine Hersteller oder Produktnamen auf das Rezept schreiben. Aber wenn eine Hilfsmittelnummer vorhanden ist, kann diese verwendet werden. Zudem sollten alle eventuellen Zusatzfunktionen und Ausstattungsmerkmale bereits auf dem Rezept notiert sein. Sollte dies sehr umfangreich werden, ist es eine gute Idee, gleich eine entsprechende medizinische Beurteilung oder ein Gutachten durch den Arzt beizufügen, in dem die geforderten Punkte belegt werden.
Gerade bei den gesundheitsfördernden Merkmalen der O4-Rollstühle ist es wichtig zu begründen, dass ein verstellbarer Sitz oder ergonomische Greifreifen negative Auswirkungen auf Ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit verhindern. Sie sind also medizinisch notwendig und keine „Luxusausstattung“. Sie vermindern so die Möglichkeiten eines Kostenträgers, sie abzulehnen. Die Kostenträger sind gehalten, Verordnungen sehr kritisch zu prüfen. Da das Geld, das sie verteilen erst von der Solidargemeinschaft aufgebracht und eingezahlt werden muss, ist dies vom Grundsatz her auch richtig.
4. Die Hilfsmittelnummer
Auch wenn es an vielen Stellen anders beschrieben wird: Eine Hilfsmittelnummer ist keine Bedingung für eine Zuzahlung oder Kostenübernahme durch einen Kostenträger. Sie dient lediglich dazu, den Prozess zu erleichtern und zu beschleunigen. Durch die Vergabe einer Hilfsmittelnummer wird dem Hersteller für sein Produkt bestätigt, dass es allen Vorgaben für ein medizinisches oder therapeutisches Hilfsmittel entspricht. Es findet quasi eine Vorprüfung bezüglich der Qualität und der Wirtschaftlichkeit statt, die im Nachgang die Kostenübernahme erleichtert. Aber auch ein Rollstuhl ohne Hilfsmittelnummer kann alle Anforderungen erfüllen und somit erstattungsfähig sein, wenn seine Qualität und die Wirtschaftlichkeit im Einzelfall nachgewiesen wurden.
5. Kostenerstattung beantragen
Als Kostenträger für die Erstattung der Anschaffungs- und Instandhaltungskosten für Ihren neuen Rollstuhl kommen unterschiedliche Institutionen in Betracht. Die Zuständigkeit richtet sich dabei nach Ihrer Lebenssituation und dem Verwendungszweck des Rollstuhls. So können u. a. die Krankenkasse, die Rentenversicherung, die Unfallversicherung, die Arbeitsagentur, das Jugendamt oder das Sozialamt Kostenträger für Hilfsmittel sein. Lassen Sie sich beraten, wenn Sie unsicher sind, welcher Kostenträger in Ihrem Fall zuständig ist. Reichen Sie dieser Stelle nun Ihren Antrag mit dem Rezept und eventuellen Zusatzdokumenten ein.
6. Auf Ablehnung gefasst sein
Auch wenn Ihnen die Notwendigkeit und die Richtigkeit Ihres Antrags längst klar sind: Kostenträger neigen dazu, dies anders zu sehen. Begreifen Sie den Kostenträger dennoch nicht als „Gegner“. Er hat die gesetzliche Aufgabe, alle Aufwendungen genauestens zu prüfen und wirtschaftlich mit den Mitteln aus der Solidargemeinschaft umzugehen. Haben Sie wirklich alle Punkte der medizinischen Notwendigkeit ausführlich dargelegt? Stimmen alle Angaben und Details? Oft sind es nur Kleinigkeiten oder Formfehler, an denen eine Bewilligung scheitert.
Legen Sie also bei einer ersten Ablehnung auf jeden Fall sofort Widerspruch ein, um alle Möglichkeiten zu wahren. Prüfen Sie dann Ihre Unterlagen und suchen Sie anhand der Begründung für die Ablehnung nach Ansatzpunkten. Da das Hilfsmittelrecht und die Kostenerstattung komplexe Themen sind, gibt es zahlreiche Experten und Rechtsanwälte, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben. Auch Selbsthilfegruppen und Sozialverbände sind gute Ansprechpartner, die Ihnen oft durch ihre Erfahrung weiterhelfen können.
7. Gerichtliche Hilfe suchen
Sollte Ihr neuer Rollstuhl auch nach einem Widerspruch und der Beseitigung eventueller Argumentationslücken weiterhin abgelehnt werden, ersuchen Sie rechtlichen Beistand. Oft genügt schon die Ankündigung einer möglichen Klage vor dem Sozialgericht, den Kostenträger zum einlenken zu bewegen.
Ein medizinisch notwendiges Hilfsmittel ist Ihr gutes Recht. Sie müssen also nicht als „Bittsteller“ auftreten, denn auf einen perfekt angepassten Rollstuhl, der Ihre Gesundheit und Mobilität fördert, haben Sie einen Anspruch. Wenn die Notwendigkeit gegeben ist, brauchen Sie nichts zu befürchten und das Gericht wird diesen Anspruch als gerechtfertigt einstufen und den Kostenträger zur Zusammenarbeit verpflichten.
Spezialisierte Anwälte für dieses Themengebiet finden Sie im Internet, über die Ansprechpartner der Sozialverbände und in Selbsthilfegruppen. Vielfach können Ihnen aber auch Ihr Sanitätshaus oder die Reha-Fachberater entsprechende Kontakte nennen.
Der Weg zum perfekt angepassten Rollstuhl ist mitunter nicht leicht und oft haben die Kostenträger eine ganz andere Auffassung davon, wie ein Rollstuhl beschaffen sein sollte als Sie oder Ihre Ärzte oder Therapeuten. Es gibt jedoch genügend Möglichkeiten, ein wirklich passendes medizinisches Hilfsmittel erstattet zu bekommen. Es geht darum, seine Rechte zu kennen und nicht aufzugeben!
Benötigen Sie Hilfe? O4 Rollstühle informiert von A bis Z bei allen Fragen rund um die Rollstuhlversorgung. Außerdem können Sie in unserem "O4Experience Center" in Varsseveld (NL) alle Modelle unverbindlich ausprobieren, um sich zu orientieren. Möchten Sie mehr wissen oder einen Termin vereinbaren? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
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